Bedarfs- und Netzwerkanalyse im grenzübergreifenden Monitoring
Die Bedarfs- und Netzwerkanalyse stellt die in den thematischen Workshops und im Rahmen einer Befragung der Projektpartner erhobenen Informations- und Datenbedarfe zu den Themen „Regionaler Verkehr und Mobilität“, „Stadt-Land-Partnerschaft“, „Tourismus“ und „Zukunftsbranchen“ zusammen und benennt relevante Netzwerkpartner, welche entsprechende Informationen und Daten bereitstellen können bzw. in den weiteren Prozess eingebunden werden sollten.
Der erste Entwurf der Bedarfs- und Netzwerkanalyse war Gegenstand des Workshops „Netzwerkkooperation“ am 9. November 2020. Auf dem Workshop wurden die Ergebnisse der Bedarfs- und Netzwerkanalyse durch die für die thematischen Workshops verantwortlichen Projektpartner kommentiert und mit den Teilnehmern des Workshops diskutiert.
Aus der Analyse der in den Workshops bzw. der Befragung von Akteuren benannten Informationsbedarfe lassen sich vier wesentliche Informationsbereiche identifizieren, welche zur Beurteilung grenzüberschreitender Entwicklungen von besonderem Interesse sind:
- Verkehr & Mobilität
- Öffentliche Daseinsvorsorge
- Innovation & Qualifikation
- Freizeit & Tourismus
Im Bereich Verkehr & Mobilität richtet sich das Kerninteresse auf Informationen zu Grenzpendlern, auf grenzüberschreitende ÖPNV-Angebote als auch das grenzüberschreitende Mobilitätsverhalten.
Im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge werden Informationen nachgefragt, die insbesondere über die Lebensqualität der Grenzraumbewohner entscheiden, wie der Zugang zu grenzüberschreitend nutzbaren, öffentlichen Leistungen der Daseinsfürsorge, zur Versorgung mit technischer Infrastruktur, vor allem schnelles Internet und öffentlicher Personennahverkehr.
Im Bereich Innovation & Qualifikation stellen Informationen zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen, und deren Profil, zu innovativen Unternehmen und Start-ups und deren Tätigkeit und Entwicklung, zum Fachkräfteangebot und -nachfrage, sowie zum Bildungs- und Weiterbildungsangebot den Schwerpunkt des Informationsinteresses dar.
Im Bereich Freizeit & Tourismus wurden insbesondere Informationen zum Tagestourismus und Freizeitverhalten sowie zu Freizeitangeboten und Sehenswürdigkeiten diskutiert. Dabei wurde herausgestellt, dass es neben der Nachfrage durch Gäste von außerhalb der Metropolregion insbesondere auch um das Freizeitverhalten der Bewohner der Metropolregion selber geht.
Zur Verfügbarkeit entsprechend erforderlicher Daten lässt sich insgesamt feststellen, dass statistische Daten nur sehr lückenhaft bzw. nicht in der erforderlichen Tiefe vorliegen. Zudem ist die Vergleichbarkeit von Daten für den deutschen bzw. den polnischen Teilraum nicht in allen Fällen gegeben. Empfehlenswert ist daher, die unterschiedlichen Definitionen und methodischen Vorgehensweisen bei der Erfassung von Daten in Deutschland und Polen, aber auch in den Bundesländern transparent zu machen.
Für die Beurteilung zahlreicher Sachverhalte sind weitere Daten zusätzlich zu den in der amtlichen Statistik erfassten Daten zu erheben. Diesbezüglich wird empfohlen:
- statistische Daten dort zu nutzen, wo diese in guter Qualität vorliegen oder durch geringfügige Anpassungen in der Datenerhebung ein großer Aussagegewinn möglich ist, z.B. bei Pendlerdaten,
- die Nutzbarkeit von Mobilfunkdaten zur Ableitung grenzüberschrei-tender Mobilitätsmuster mindestens zu prüfen,
- gemeinsame Standards für den Austausch von Daten zu definieren und über entsprechende Schnittstellen Datenbestände zu vernetzen, z.B. im Bereich Innovation und Qualifikation
Als weitere wichtige Grundsätze sind festzuhalten:
- Alltagsorientierung: Die Erfassung von Daten müssen sich an den Bedarfen der Bewohner und Unternehmen der Grenzregion und deren Lebensalltag orientieren,
- Räumliche Relevanz: Der Raumbezug der erfassten Informationen muss entwicklungsrelevante Prozesse in den wesentlichen Punkten abbilden. Es gibt keinen einheitlichen Raumbezug, sondern dieser ist abhängig von der betrachteten Funktionalität. In diesem Zusammenhang wird die Betrachtung eines engeren und eines weiteren Verflechtungsraumes empfohlen. Der engere Verflechtungsraum bildet die alltäglichen Verflechtungen ab. Dies betrifft insbesondere Grenzpendler, Daseinsfürsorge und Freizeit. Der engere Verflechtungsraum entspricht im Wesentlichen dem Gebiet der Stettiner Metropolregion auf der polnischen Seite (SSOM) sowie das der angrenzenden Landkreise Vorpommern- Greifswald und Uckermark. Der weitere Verflechtungsraum berücksichtigt weitere Entwicklungs-zentren im Umfeld der Metropolregion Stettin, zu welchen ein nicht so starker täglicher Austausch besteht, welche aber für die strategische Entwicklung der Metropolregion von besonderer Bedeutung sind. Der weitere Verflechtungsraum umfasst benachbarte Metropolen sowie Ober- und Mittelzentren in einer Tagesreisedistanz und ist für die Informationsbereiche Tourismus und Innovation & Qualifikation maßgeblich.
Die Bedarfs- und Netzwerkanalyse wurde erstellt von INFRASTRUKTUR&UMWELT Professor Böhm und Partner im Auftrag des INT 179 Partners der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin- Brandenburg.
Anhänge:
INT 179_Workshop zur Netzwerkkooperation_Bericht_DE-PL_Final
INT 179_Bedarfs-Netzwerkanalyse