Das neue ökologische Hauptquartier der Wojewodchaft Westpommern
Das Team des Regionalbüros für Raumplanung hatte die Gelegenheit, ein im Hinblick auf ökologische Lösungen einzigartiges Gebäude zu besichtigen – den neuen konsolidierten Hauptsitz der Woiwodschaft Westpommern. Eine Wärmepumpenanlage gekoppelt mit Photovoltaikzellen macht die Anlage autark. Es verbraucht achtmal weniger Energie als ein typisches Bürogebäude. Der konsolidierte Hauptsitz wird etwa 750 Mitarbeiter beherbergen und wurde aus einem umgebauten Gebäude an der Ul. Piłsudskiego 40 (erbaut 1927–28 für den Bedarf der Schule) und ein neues Passivgebäude in der ul. Mazowiecka 14.
Beide Gebäude erhielten BREEAM-Zertifikate, die den Standard nachhaltigen und ökologischen Bauens bestätigen. Bürogebäude an der Ul. Mazowiecka ist außerdem mit dem Zertifikat des renommierten Passivhaus-Instituts Darmstadt ausgezeichnet. In der Anlage ist ein BMS (Building Management System) installiert, das auf ein effektives Energiemanagement abzielt und gleichzeitig eine hohe Luftqualität, thermischen Komfort und eine angemessene Beleuchtungsintensität gewährleistet. Moderne Automatisierungssteuerungen, unter anderem: elektrisch gerollte Jalousien über dem Glasatrium. Bei Kälte werden die Reflexe hochgerollt, sodass der Innenraum durch die Sonne erwärmt wird. An heißen Tagen werden die Jalousien ausgerollt, was die Aufheizung des Raumes verlangsamt. Das BMS steuert die Neigung der Jalousien und reagiert dabei auf Windrichtung, Sonneneinstrahlung und Temperatur. Die Oberlichtverglasung zeichnet sich durch einen niedrigen Solarenergieübertragungskoeffizienten, aber einen hohen Lichtdurchlässigkeitskoeffizienten aus, sodass keine zusätzliche Beleuchtung erforderlich ist. Die untere Wärme- und Kältequelle besteht aus 26 vertikalen Sonden (Brunnen) mit einer Tiefe von jeweils 200 m. Der durchschnittliche Energiewert aus dem Boden beträgt 37 W/m, was einer Gesamtleistung von 192 kW entspricht. Als Reserve für den Fall eines deutlichen Absinkens der Außentemperatur wurden 90 kW beim städtischen Netz (SEC) bestellt. In milden Wintern ist eine Heizung aus dem städtischen Wärmenetz nicht notwendig.
Im Wärmemaschinenraum wurden zwei Wärmepumpen mit einer Gesamtheizleistung von 225 kW und einer Kühlleistung von 180 kW installiert. Lüftungsgeräte verfügen über Kombi-Wärmetauscher (Heizung und Kühlung), da die Wärmerückgewinnungsraten besser sind und der Widerstand am Gerät geringer ist, was zu einem geringeren Stromverbrauch führt. Die Anordnung der Geräte auf dem Dach ermöglicht in Übergangszeiten die Nutzung von Regenwärme/-kälte zur Aufladung der unteren Wärmequelle.
Wichtig ist, dass die Installation auch Wärme aus Orten wie dem Serverraum zurückgewinnt. Das Gebäude wird Energie aus der Sonne beziehen. Auf den Dächern der Gebäude wurden Photovoltaikmodule (insgesamt 102 Module) mit einer maximalen Gesamtleistung von 39,69 kWp installiert. Alle Räume sind mit Geräten und Systemen ausgestattet, die den Stromverbrauch senken. Es kommen energiesparende und effiziente LED-Leuchten zum Einsatz, die Beleuchtung wird über Anwesenheitssensoren gesteuert und schaltet sich automatisch aus, wenn kein Mitarbeiter erkannt wird.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Wassereinsparung. Das Wasser- und Abwassersystem ist mit einem Leckerkennungssystem ausgestattet. Waschtischarmaturen und Spülkästen haben Wasserdurchflussbegrenzungen (bis zu 4 l/min), Luftsprudler und Luftsprudler. Um Toiletten zu spülen, werden die sogenannten Grauwasser, also vorbehandeltes Regenwasser. Es wird in einem unterirdischen Tank mit einem Fassungsvermögen von 81 m3 gesammelt (geschätzter täglicher Verbrauch beträgt 5 m3 pro Tag). Außerdem wurden zusätzliche Rückhaltebecken für Regenwasser konzipiert. Stauseen mit einem Fassungsvermögen von 116 Metern 3 fangen Wasser nach einem heftigen Regenguss von bis zu 40 Minuten auf. Sobald der Regen aufhört und das städtische Regenwasserkanalisationsnetz freigegeben ist, wird das Wasser abgepumpt.
Der neue integrierte Hauptsitz des Marschallamtes ist mit Möbeln eines polnischen Herstellers ausgestattet, was die Lieferkette verkürzt und den CO2-Fußabdruck minimiert. Und das für die Produktion verwendete Holz stammte aus verantwortungsvoller Waldbewirtschaftung, der sogenannten kontrollierter Anbau (bestätigt durch FSC-Zertifikate).
Ein weiterer ökologischer Vorteil des Standortes ist seine Lage – Nähe zu verschiedenen Verkehrsmitteln – Busse, Straßenbahnen, City-Bike-Stationen. Die Anlage verfügt außerdem über einen großen Fahrradabstellraum – ein separater Raum in der Tiefgarage bietet Platz für 50 Zweiräder, die auf zwei Etagen „geparkt“ sind. Im Innenhof gibt es außerdem Rastplätze und auf dem Dach gibt es eine Aussichtsplattform und eine Blumenwiese. Es gibt auch größere Bepflanzungen: Birken, Kiefern, Farne. Ein Gründach reinigt die Luft, erhöht die Artenvielfalt, kühlt und steigert die Effizienz von Solarpaneelen. Bei den meisten Pflanzen handelt es sich um einheimische Arten, die für Vögel und Insekten attraktiv sind. Bei der Planung und Umsetzung der Investition wurden auch weitere Umweltbedürfnisse berücksichtigt – an der Fassade wurden Nistkästen für Vögel (Spatz und Mauersegler) und Fledermäuse sowie Insektenkästen installiert.
Der Bau des konsolidierten Hauptquartiers des Marschallamts, durchgeführt von Mostostal Warszawa S.A., kostete mehr als 200 Mio. PLN, wovon 76 % europäische Mittel waren. Das Gebäude wurde im renommierten Wettbewerb „buildingSMART International Awards 2022“ in der Kategorie „Handover“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde für den effektiven Einsatz zahlreicher digitaler Tools zur Verbesserung der Prozesse sowohl in der Planungs-, Bau- als auch in der Übergabephase des Gebäudes an den Investor verliehen.
Fotos und Text: RBGPWZ, UMWZ