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Stadt-Land Partnerschaft in der Metropolregion Stettin

Am 8. Dezember fand der regionale Workshop des Projekts „INT 179 Modell des grenzüberschreitenden Monitorings – innovative Maßnahmen der Datenerhebung in der Metropolregion Stettin“ statt, der dem Themenbereich „Ländlich-städtische Partnerschaft“ gewidmet war. Wie Leszek Jastrzębski, Direktor des Regionalen Raumplanungsbüros der Woiwodschaft Westpommern, Leader von INT 179 in der Einführung anmerkte, liegt die Thematik der ländlich-städtischen Partnerschaft uns besonders nahe, und folgt aus dem in den Jahren 2012-2014 durchgeführten Projekt URMA ländlich-städtische Partnerschaft in der Metropolregion. Das Ergebnis dieses Projekts ist u. a. die Publikation OECD die der zentralen Zone der Woiwodschaft Westpommern gewidmet ist, die aus 18 Gemeinden besteht, in der Hauptanordnung von 6 Städten des mittleren Teils der Region, zu der wir Drawsko Pomorskie, Złocieniec, Czaplinek, Połczyn-Zdrój, Świdwin und Łobez einrechnen. Die Zusammenfassung der Arbeiten am Projekt und seine Ergebnisse sind unter den Publikationen des Projekts URMA Przewodnik dobrych praktyk (Leitfaden Guter Praktiken) sowie Partnerstwo miejsko-wiejskie jako instrument spójności terytorialnej (Städtisch-ländliche Partnerschaft als Instrument der territorialen Kohärenz) verfügbar.

Gastgeber des Workshops war das Gemeindeamt in Gartz an der Oder (Brandenburg), vertreten von Direktor Frank Gotzmann sowie Katarzyna Jackowska – Moderatorin des Treffens. Das natürliche und funktionale Zentrum für den Verband der deutschen Gemeinden ist Stettin, und nicht die Landeshauptstadt, Potsdam. Seit vielen Jahren entwickelt sich hier die deutsch-polnische grenzüberschreitende Zusammenarbeit, dank der viele polnische Familien sich auf der anderen Seite der Grenze angesiedelt haben, die attraktiven Wohnungs- und Grundstückspreise nutzend. Dies ermöglichte, den Bevölkerungsabgang anzuhalten, was Vorteile für beide Seiten bot, sowohl für die Stadt, als auch für die Einwohner des Lands.

Im praktischen Teil wurde das Beispiel der Dorfgemeinde Kołbaskowo vorgestellt, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der deutschen Gemeinde Gartz führt. Die Herausforderungen der ländlich-städtischen Zusammenarbeit wurden vorgestellt von der Bürgermeisterin der Gemeinde, Małgorzata Schwartz. Kołbaskowo ist eine Dorfgemeinde, die über 13.000 Einwohner zählt und Mitglied des Verbands der Stettiner Metropolregion ist. Sie nimmt viele der Dienstleistungen in Anspruch, die die Stadt Stettin im Rahmen von gemeindeübergreifenden Vereinbarungen bietet, die z. B. den städtischen Transport umfassen – die gesamte Gemeinde wird vom Stadtverkehr umfasst, außerdem können Kinder und Jugendliche, die die Schule besuchen, diesen kostenlos nutzen. Die Verfügbarkeit des Verkehrs ist eine der Kennzahlen, die u. a. bei der Erstellung von Gemeinde- und Kreis-Rankings in Betracht gezogen werden. Im Rahmen der Maßnahmen zur Steigerung der Verfügbarkeit des Verkehrs, werden Gespräche zum Thema der Nutzung von Radwegen in der Metropolregion geführt, durch die Einschaltung der Gemeinden in das Netzwerk des City-Fahrrads und die Schaffung eines grenzüberschreitenden Rad-Konzepts auf dem SSOM-Gebiet. Ein wichtiges Element der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Gemeinde ist die Raumplanung, die kohärente Entwicklungspläne für die gesamte Metropolregion bietet. Kołbaskowo ist heute eine Vorstadtgemeinde mit Produktionscharakter, die sehr gut an die Straßen S6 und A13 angeschlossen ist, wodurch viele Firmen ihre Investitionen hier niederlassen.

Dem Workshop-Teil des Treffens ging der Vortrag von Prof. Helmut Klüter voraus, Regionalist und Geograf von der Universität in Greifswald voraus, der die Teilnehmer in das Thema der städtisch-ländlichen Partnerschaft einführte. Im grenzüberschreitenden Aspekt bereitet bereits die Definition der „ländlichen Gebiete“ Schwierigkeiten. Das Entwicklungskonzept der Grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin von 2015 spricht davon, dass die „[…]Grenze der GMS sich in Abhängigkeit von den erörterten Themen verändert […]”, was der Professor für wenig praktisch befand, da das System des Monitorings seine streng festgelegten Beobachtungsgrenzen besitzen muss. Die Pandemie und Schwierigkeiten mit Reisen sorgten dafür, dass ländliche Gebiete an Beliebtheit gewinnen. Dies ist mit dem Weggang der nahen Stadtumgebung als leicht zugängliche Freizeitgebiete verbunden, aber auch mit der Änderung von Werten und Sichtweisen der Erbringung von Arbeit, während der wir mehr Zeit zu Hause verbringen. Zusätzlich zeigen die Statistiken der Erkrankungen am Coronavirus, dass in schwach bevölkerten Gebieten mit besseren Werten sauberer Luft das Risiko der Krankheit wesentlich abnimmt. Die Umgebung der Stadt, der Kontakt zur Natur und Landschaft beginnt eine neue soziale und wirtschaftliche Bedeutung anzunehmen. Eine der nächsten Herausforderungen ist die sog. gleichberechtigte Partnerschaft, was die Einführung einer solchen Aufteilung von gemeindeübergreifenden Vereinbarungen und Konsultationen bedeutet, dass nicht die Verwaltungshierarchie, sondern das Einschalten und Mitentscheiden über die Entwicklungsrichtungen die größte Bedeutung bei der Entscheidungsfindung haben.

In seinem Vortrag wies der Professor auch auf die Herausforderungen des territorialen Monitorings hin, insbesondere auf fehlende Datenquellen. Zum Beispiel werden im Bereich der Mobilität am grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt in den Statistiken nur Personen erfasst, die Sozialversicherungsbeiträge zahlen – Selbständige werden nicht berücksichtigt. Auf dem Gebiet der Europaregion Pomerania ist der wichtigste Grund für grenzüberschreitende Mobilität nicht der Arbeitsmarkt, sondern eher Dienstleistungen, Einkäufe und Freizeitgestaltung. Das Thema der städtisch-ländlichen Partnerschaft analysierend, ist eine Aufteilung der Daten bezüglich der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Industrie von den übrigen Informationen vorzunehmen, die die Relationen und Verbindungen zwischen Stadt und Dorf zeigen. Es lohnt sich, Kennzahlen zu ermitteln, die die Lebens- und Umweltqualität aufzeigen, die von immer größerer Bedeutung bei der Migration von Einwohnern aus Städten in kleinere Zentren sind, die heute ein attraktiver Arbeitsplatz sind.

Das Treffen sah einen Workshop-Teil vor, der der Mobilität in ländlichen Gebieten, den Herausforderungen im Grenzgebiet sowie der Freizeit gewidmet war. In dem Teil bezüglich der Mobilität, stellte Maciej Łapko, vom Regionalen Raumplanungsbüro der Woiwodschaft Westpommern, seine Erfahrungen vor, die er auf das Problem des Transportausschlusses bezog, und präsentierte gelungene Beispiele des flexiblen Transports als eine der Arten zur Förderung der Mobilität in ländlichen und Peripherie-Gebieten. Frank Gotzmann vom Amt des Gemeindeverbands Gartz an der Oder bezog sich auf die Herausforderungen bei der Organisation des Transports zwischen ländlichen Gebieten und Kernstadt. Die letzte Rednerin, Dr. Sabine Kroner vom Verein Battin betonte die Rolle von Systemlösungen, die die Mobilität verbessern, ohne die die Einwohner ländlicher Gebiete in ihren eigenen Heimen gefangen werden.

Der Diskussionsteil, der den Herausforderungen der Grenzregion gewidmet war, umfasste den Auftritt von Monika Żukowska-Trojnar von der Kontakt- und Beratungsstelle für polnische und deutsche Bürger (Stadtamt Stettin), die die Bedeutung verständlicher und im Voraus mitgeteilter Regelungen in Verbindung mit den Reiseeinschränkungen zwischen Polen und Deutschland betonte. Einen Kommentar zu der in der Grenzregion herrschenden Lage trug auch Andrea Gronwald vom Kommunalverband Europaregion Pomerania vor, die von den Beschwerlichkeiten in Verbindung mit den strengen Regelungen erzählte, die die Möglichkeit der Erbringung von Arbeit für die Einwohner der deutsch-polnischen Grenzregion erschweren. Der letzte Blick präsentierte die Erfahrungen des Bundeslandes Brandenburg, das im Gegensatz zur Regierung von Mecklenburg-Vorpommern einen geringen Grenzverkehr für grenzüberschreitende Mitarbeiter eingeführt hatte. Von der Notwendigkeit einer klaren und schnellen Mitteilung an die Einwohner sprach Philip Pozdorecz von der Stelle für Wirtschaftsförderung am Stadtamt Schwedt, der auch den Bedarf des weiteren Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur zwischen Schwedt und Stettin betonte, die in Zukunft bei einer noch effizienteren Verbesserung der grenzüberschreitenden Relationen zwischen den Regionen helfen wird.

Der letzte Workshop-Teil betraf die Freizeitgestaltung im ländlichen Gebiet in der Nachbarschaft der Großstadt. Eines der hier präsentierten Beispiele war die Tätigkeit des Tourismusverbands Fläming, vorgestellt von Daniel Sebastian Menzel, der viele Maßnahmen führt, die die Popularisierung dieses Teils von Brandenburg unter den Einwohnern Berlins zum Ziel haben. Einen Kommentar zur Präsentation teilten Marta Borowska von der Stettiner Schifffahrt Tourismus und Events, die die Änderungen präsentierte, die am Reiseziel der Einwohner von Stettin beobachtet wurden, und eine Folge der COVID-Pandemie sind, sowie Dr. Monika Tomczyk-Klein vom Verband Media Dizajn, die das Thema der Kreativität von Vorstadtgebieten betonte, die häufig nicht über ein attraktives Kulturerbe verfügen, also ihr eigenes Konzept für sich ausdenken müssen.

Eine Zusammenfassung der während der Workshops präsentierten Beispiele und Referate bot Irena Stróżyńska, Vizedirektor des Verbands der Polnischen Gemeinden der Europaregion Pomerania.

Das Treffen wurde moderiert von: Julita Miłosz-Augustowska (Regionales Raumplanungsbüro der Woiwodschaft Westpommern), Katarzyna Jackowska (Amt des Gemeindeverbands in Gartz an der Oder), Dr. Przemysław Jackowski sowie Martin Hanf (Service- und Beratungscentrum der Euroregion POMERANIA für Barnim und Uckermark).

Eine kreative Zusammenfassung der Workshops in Form einer Zeichnung nahm Agnieszka Sawicka vom Regionalen Raumplanungsbüro der Woiwodschaft Westpommern in Stettin vor.

Die regionalen Workshops fanden im Rahmen des Projekts INT 179 Modell des grenzüberschreitenden Monitorings- innovative Maßnahmen der Datenerhebung in der Metropolregion Stettin, das von der Europäischen Union aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms Interreg VA Mecklenburg-Vorpommern-Brandenburg-Polen mitfinanziert wird.

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